Weiterbildung zum Scrum Product Owner: Ein Erfahrungsbericht
Mai 23, 2025 | Techartikel | Autor: Alexander Häussel

Scrum ist aus der modernen Softwareentwicklung kaum noch wegzudenken. Ob in Start-ups, Agenturen oder Konzernen – agile Arbeitsweisen und insbesondere Scrum begegnen einem heute in nahezu jedem Projektumfeld. Genau aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, meine Kenntnisse gezielt zu vertiefen und die Weiterbildung zum Scrum ProductOwner zu absolvieren. In diesem Artikel möchte ich einen Einblick geben, wie der Kurs aufgebaut war, welche Inhalte vermittelt wurden und wie die Zertifizierung abläuft.
1. SCRUM: EIN KURZER ÜBERBLICK
Scrum ist ein agiles Framework, das Teams hilft, in einem komplexen Umfeld produktiv und strukturiert zusammenzuarbeiten. Die klare Rollenverteilung und wiederkehrende, transparente Arbeitsabläufe sorgen für Flexibilität und gleichzeitig für Planbarkeit.
Die drei zentralen Rollen innerhalb von Scrum sind:

Abbildung 1: Zentrale Scrum-Rollen
- Product Owner:
Verantwortlich für den wirtschaftlichen Erfolg und die Priorisierung des Product Backlogs. - Scrum Master:
Unterstützt das Team, Hindernisse zu beseitigen, und sorgt für die Einhaltung des Frameworks. - Development Team:
Selbstorganisierende Gruppe von Experten, die das Produkt entwickelt.
2. DIE AUFGABEN EINES PRODUCT OWNERS
Im Verlauf der Schulung wurde sehr deutlich, wie vielseitig und zentral die Rolle des ProductOwners tatsächlich ist. Der PO agiert als Bindeglied zwischen Stakeholdern und dem Entwicklungsteam und trägt eine hohe Verantwortung für den Produktnutzen. Er wird auch als der „Value Maximizer“ bezeichnet.

Abbildung 2: PO-Aufgaben
- Vision vermitteln
Der PO sorgt dafür, dass das Entwicklungsteam die Produktvision klar versteht. - Product Backlog pflegen
Die Pflege und Priorisierung der Einträge im Backlog gehört zu den Hauptaufgaben. - Priorisieren
Welche Features bringen den größten Wert? Der PO entscheidet, was als nächstes entwickelt wird. - Stakeholder-Management
Kommunikation mit Kunden, Nutzern und anderen Interessensgruppen ist essenziell. - Abnahme und Feedback
Der PO bewertet die entwickelten Inkremente und gibt Feedback ans Team.
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Ein zentrales Element der Schulung war das Verständnis für den Scrum-Prozess selbst. Diese Skizze veranschaulicht den Ablauf besonders einprägsam:

Abbildung 3: Der Scrum-Prozess
Der Product Owner ist verantwortlich für die Pflege des Product Backlogs, aus dem das Entwicklungsteam eigenständig Aufgaben zieht. Durch regelmäßige Sprint-Planung, Reviews und Retrospektiven wird der Entwicklungsprozess iterativ verbessert und flexibel an neue Erkenntnisse angepasst.
4. SCRUM.ORG ODER SCRUM ALLIANCE? MEINE WAHL
Wer eine anerkannte Zertifizierung im Bereich Scrum anstrebt, stößt schnell auf zwei führende Organisationen: scrum.org und die Scrum Alliance. Beide stellen international gültige Zertifikate aus und definieren die Standards, nach denen Schulungen durchgeführt werden. Die eigentlichen Schulungen hingegen werden von unabhängigen Trainingsanbietern angeboten, die sich an den jeweiligen Vorgaben der Organisationen orientieren.
Zwischen den beiden Zertifizierungsstellen gibt es Unterschiede im Schwerpunkt:
- Die Scrum Alliance verfolgt einen eher breit gefassten Ansatz, der Scrum auch außerhalb der Softwareentwicklung betrachtet.
- scrum.org hingegen legt den Fokus stärker auf eine klare, strukturierte Umsetzung von Scrum im technischen und softwarebezogenen Umfeld.
Da ich selbst aus der Softwareentwicklung komme, war für mich schnell klar:
scrum.org passt am besten zu meinem beruflichen Kontext. Die Praxisnähe, die stringente Ausrichtung auf technische Projekte und die Qualität der bereitgestellten Materialien haben mich überzeugt.
5. DER ABLAUF MEINER WEITERBILDUNG
Die Weiterbildung zum Scrum Product Owner erstreckte sich über zwei intensive und gut strukturierte Tage, die komplett online stattfanden. Trotz des virtuellen Rahmens war der Kurs erstaunlich interaktiv gestaltet und lebte vom regen Austausch unter den Teilnehmern. Besonders spannend war die Vielfalt der Gruppe: Die Teilnehmenden kamen aus ganz unterschiedlichen Bereichen — nicht nur aus der klassischen Softwareentwicklung, sondern auch aus anderen Branchen, in denen Scrum längst Einzug gehalten hat.
Um die Inhalte praxisnah und anschaulich zu vermitteln, kamen während der Schulung verschiedene digitale Tools zum Einsatz:
- Es wurde ein Miro-Board genutzt, um Themen, Aufgaben und Scrum-Abläufe zu visualisieren und interaktiv zu bearbeiten.
- In Breakout-Rooms von Microsoft Teams arbeiteten wir in Kleingruppen zusammen, um echte Scrum-Elemente wie Backlog-Erstellung, Story-Writing, Priorisierung und Sprint-Planung praktisch durchzuspielen.
- Beim Value Poker übten wir das systematische Bewerten von User Stories anhand von Business Value oder Komplexität.
- Am Ende jedes Kurstags fanden virtuelle Retrospektiven statt, bei denen wir gemeinsam reflektierten, was gut lief, was verbessert werden könnte und wie der nächste Tag noch effektiver gestaltet werden kann.
Durch diesen praxisorientierten Aufbau konnte man das theoretische Wissen direkt anwenden und erleben, wie Scrum in echten Teams funktioniert.
So wurde beispielsweise in einem der Rollenspiele ein fiktives Produkt – in unserem Fall eine App – geplant. In kleinen Gruppen entwickelten wir eigene Produktideen und leiteten daraus erste Anforderungen ab, die wir in Form von User Stories festhielten. Auf diese Weise konnten wir hautnah erleben, wie ein Product Backlog entsteht und wie Anforderungen im Scrum-Kontext formuliert und priorisiert werden.

Abbildung 4: User Stories
Anschließend führten wir eine fiktive Sprint-Planung durch, bei der exemplarische Product Backlog Items ausgewählt und in einen Sprint eingeplant wurden. Zur Veranschaulichung nutzten wir eine Skizze, die mehrere aufeinanderfolgende Sprints mit ihren typischen Aktivitäten – Analyse, Design, Umsetzung, Test und Rollout – zeigte. Auch wenn Scrum keine festen Phasen vorgibt, wurde durch die wiederkehrende Struktur deutlich, wie durch eine konsistente Vorgehensweise Transparenz, Fokus und ein gemeinsames Prozessverständnis im Team gefördert werden.

Abbildung 5: Fiktive Sprint-Planung
Den Abschluss jedes Schulungstags bildete eine Retrospektive, bei der die Teilnehmer mithilfe eines Starfish-Diagramms ihre Eindrücke strukturieren konnten. In den fünf Kategorien – Start doing, Stop doing, Keep doing, More of und Less of – wurden Gedanken und Feedback gesammelt. Im Anschluss hatte jeder die Gelegenheit, seine Einträge zu erläutern und mit der Gruppe zu diskutieren.

Abbildung 6: Starfish-Diagramm
6. VORBEREITUNG DER ZERTIFIZIERUNG
Ein besonders nützlicher Aspekt der Schulung war die strukturierte Vorbereitung auf die Zertifizierung selbst. Der Kurs behandelte viele Beispiele aus dem offiziellen Fragenkatalog für die Scrum Product Owner- und Scrum Master-Prüfungen, wodurch das Wissen praxisnah gefestigt wurde.
Wichtig zu wissen: Die eigentliche Zertifizierungsprüfung ist nicht Bestandteil der Schulung und kann jederzeit online über scrum.org abgelegt werden. Im Prinzip ist die Schulung keine Voraussetzung für das Ablegen der Zertifizierung, diese kann auch ohne Schulung abgelegt werden. Empfehlen würde ich das jedoch nicht.
Das Prüfungsformat umfasst 80 Fragen, die innerhalb von 60 Minuten beantwortet werden müssen — ab 85% richtige Antworten gilt die Prüfung als bestanden.
Die Prüfung findet nach dem Multiple-Choice-Verfahren statt und ist in englischer Sprache.
Ein echter Vorteil des von mir gewählten Schulungsanbieters war der Zugang zu einem eigenen Übungsbereich: Dort konnte man die Prüfung mit Originalfragen von scrum.org beliebig oft unter realen Bedingungen simulieren. Diese Vorbereitung hat mir enorm geholfen, Sicherheit für die echte Prüfung zu gewinnen und die typische Denkweise der Fragestellung zu verstehen.

Abbildung 7: Prüfungssimulation mit Originalfragen von scrum.org
7. FAZIT
Die Weiterbildung zum Scrum Product Owner war für mich nicht nur eine fachliche Vertiefung, sondern auch eine praktische Bereicherung für den Berufsalltag. Die Kombination aus theoretischem Input, praxisnahen Rollenspielen, interaktiven Tools und realen Beispielen machte die zwei Tage sowohl spannend als auch lehrreich.
Besonders der Austausch mit Menschen aus verschiedenen Branchen hat mir verdeutlicht, wie universell Scrum heute einsetzbar ist — weit über die Softwareentwicklung hinaus.
Und dank der guten Vorbereitung war auch die Zertifizierung bei scrum.org ein gut planbarer nächster Schritt.
Für alle, die ihre Arbeitsweise modernisieren und strukturieren möchten, kann ich diese Weiterbildung nur empfehlen.
Die Weiterbildung zum Scrum Product Owner war für mich nicht nur eine fachliche Vertiefung, sondern auch eine praktische Bereicherung für den Berufsalltag. Die Kombination aus theoretischem Input, praxisnahen Rollenspielen, interaktiven Tools und realen Beispielen machte die zwei Tage sowohl spannend als auch lehrreich.
Besonders der Austausch mit Menschen aus verschiedenen Branchen hat mir verdeutlicht, wie universell Scrum heute einsetzbar ist — weit über die Softwareentwicklung hinaus.
Und dank der guten Vorbereitung war auch die Zertifizierung bei scrum.org ein gut planbarer nächster Schritt.
Für alle, die ihre Arbeitsweise modernisieren und strukturieren möchten, kann ich diese Weiterbildung nur empfehlen.

ALEXANDER HÄUSSEL
Alex startete seine IT-Karriere 1998 als Softwareentwickler. Sein beruflicher Weg führte ihn anschließend in die Finanzzentren Frankfurt und London, wo er umfassende Praxiserfahrung im Bankenumfeld sowie in der Medizin sammelte. Heute bringt er seine Expertise in agilen Projekten und im Prozessmanagement als Product Owner bei der AraCom IT Services GmbH ein. Dort begleitet er die Entwicklung maßgeschneiderter digitaler Lösungen für Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen – stets mit einem klaren Fokus auf deren Anforderungen, den wirtschaftlichen Mehrwert und höchste technische Qualität.